Jakobus braucht diese Bezeichnung in Jakobus 1,25 und meint damit das Evangelium.
Gesetz der Freiheit. Ist das nicht ein Widerspruch in sich selber? Engen Gesetze nicht unsere Freiheit ein?
Es stimmt zwar, dass uns Gesetze gewisse Dinge verbieten und damit unsere Freiheit einschränken. Aber gleichzeitig schenken sie uns Freiheit.
Als ich vor einigen Jahren in Indien war, staunte ich, wie der Verkehr dort funktioniert, respektive schlecht funktioniert. Es gibt zwar Verkehrsregeln. Aber es hält sich kaum jemand daran, weil jeder versucht, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Und die Folge ist, dass alle nur noch sehr langsam und gefährlich vorwärts kommen. Und dies ist eine grössere Einschränkung der Freiheit, als wenn man sich an die Verkehrsregeln halten würde.
Warum können wir uns in der Schweiz noch relativ frei bewegen? Unsere Freiheit kommt daher, dass die Gesetze noch in einem hohen Mass eingehalten werden.
Es gibt keine grenzenlose Freiheit. Und Gesetze sind da, um uns ein grösstmögliches Mass an Freiheit zu ermöglichen.
Wer denkt: Freiheit ist, dass ich tun und lassen kann, was ich will, der wird bald merken, dass er die Konsequenzen seines Handeln zu spüren bekommt. Denn wenn er in seinem Freiheitswahn die Rechte und Freiheiten seiner Mitmenschen verletzt, werden diese entsprechend reagieren.
Und wie es im sozialen Leben Gesetze und Gesetzmässigkeiten gibt, so gibt es diese auch in der Natur. Wer wie ein Vogel frei mit seinem Gleitschirm in der Luft gleiten will, der muss die Gesetzmässigkeiten des Windes kennen und sich dementsprechend verhalten, sonst findet seine Freiheit ein rasches Ende.
Was bedeutet Freiheit? Wann ist ein Vogel frei? Ein Vogel ist frei, wenn er fliegen kann. Wann ist ein Wurm frei? Ein Wurm ist frei, wenn er kriechen kann. Jedes Tier ist frei, wenn es das leben kann, wozu Gott es geschaffen hat.
Und wann ist ein Mensch frei? Natürlich genau gleich. Ein Mensch ist frei, wenn er das leben kann, wozu Gott ihn geschaffen hat.
Und warum ist das Evangelium das vollkommene Gesetz der Freiheit?
Zunächst einmal: Was bedeutet das Wort Evangelium? Es kommt aus dem Griechischen und bedeutet: Die gute Nachricht oder die gute Botschaft.
Nun was bedeutet das Wort Gesetz? Und was sind Gesetzmässigkeiten? Das sind Dinge, die Gott einfach so gesetzt hat. Sie sind unumstösslich. Zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft. Ob es mir passt oder nicht; wenn ich es nicht berücksichtige, dann hat es Konsequenzen, die mir unliebsam sind. Wenn ich dagegen rebelliere und mich entscheide, das Teller nicht auf den Tisch, sondern in die Luft zu stellen, wie ich das mit einem Luftballon machen kann, dann wird es auf den Boden fallen.
Und die gute Nachricht ist, dass alles, was Gott gesetzt hat, seien es Naturgesetze oder Gesetze, die das Zusammenleben von uns Menschen regeln, vollkommen gut ist.
Als Schweizer sind wir ja stolz auf unsere Demokratie, die uns erlaubt, grossen Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Das führt zu vielen Diskussionen und manchmal auch zu heftigen Debatten; denn was die einen als ein gutes Gesetz halten, beurteilen andere als ein schlechtes Gesetz. Und dann wird abgestimmt und wofür die Mehrheit stimmt gilt dann als Gesetz. Doch damit wird ein Gesetz für die, welche dagegen waren, nicht ein gutes Gesetz. Unsere Gesetzgebung ist also nicht vollkommen gut. Das Schweizergesetz ist kein vollkommenes Gesetz.
Aber Gottes Gesetzgebung ist vollkommen. Ist das nicht eine gute Nachricht? Wäre es nicht traumhaft schön, in einem Land mit einer vollkommenen Gesetzgebung leben zu können?
Dieses Vorrecht, so erzählt uns die Bibel im 1. Mosebuch, genossen die ersten Menschen Adam und Eva im Garten Eden. Sie lebten in vollkommener Harmonie mit Gott, dem Schöpfer, miteinander, mit den Tieren und der ganzen Schöpfung. Sie lebten in vollkommener Freiheit, weil sie genau das lebten, wozu sie geschaffen wurden.
Gott gab ihnen zwei wunderbare Gebote: 1. Seid fruchtbar und mehrt euch! 2. Regiert über die ganze Schöpfung! Tönt das nicht nach Freiheit?
Und dann gab Gott ihnen noch ein Verbot: Unter all den Tausenden von Bäumen mit wunderbaren Früchten, die ihr essen dürft, esst nicht von dem einen Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Zwei Gebote und ein Verbot! Da brauchte man kein Jurastudium um sich im Dschungel der gesetzlichen Vorschriften zurecht finden zu können, wie es heute der Fall ist.
Man kann sogar sagen, dass das Verbot zum Essen von dem Baum der Erkenntnis darin bestand, Gesetze zu schaffen, welche Gut und Böse definieren. Dies war auch gar nicht nötig, weil der Mensch in völliger Harmonie mit Gott lebte, der nur gut ist.
Hier sehen wir eine weitere Charakteristika vom Gesetz: Gute Menschen, die in der Liebe leben, brauchen kein Gesetz. Sie erfüllen automatisch den Sinn des Gesetzes, weil es ihnen ein Herzensanliegen ist, dass es nicht nur ihnen selbst, sondern auch den Mitmenschen gut geht. Dagegen sind böse Menschen, die nur auf ihr eigenes Wohlergehen schauen, höchstens durch Androhung von Strafen zu motivieren, das Gesetz zu halten und sie sind erfinderisch im Wege finden, das Gesetz zu umgehen.
Zum Beispiel: Gäbe es nur rücksichtsvolle, auf das Wohl der andern bedachte Verkehrsteilnehmer, bräuchte es nur ein paar grundsätzliche Verkehrsregeln, damit jeder weiss, wie der Verkehr funktionieren kann, aber auf ganz viele Gesetze könnte verzichtet werden.
Mit Gesetzen lässt sich das Böse nicht aus der Welt schaffen. Man kann es höchstens durch Strafandrohungen und Strafen etwas eindämmen. Aber das Gesetz hat nicht die Fähigkeit, aus bösen Menschen gute zu machen. Auch die Strafen machen nicht aus bösen Menschen gute.
Dazu braucht es etwas anderes. Es braucht eine Veränderung im Innersten des Menschen, in seinem Geist.
Durch das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse wurde die Harmonie zwischen Mensch und Gott zerstört. Der Mensch hatte sich entschieden, in einer Welt zu leben, wo er Gutes und Böses erfahren kann. Dadurch hatte er sich von Gott los gesagt, weil er Gott nicht mehr traute, dass nur Gutes von ihm kam. Er unterstellte Gott, dass er ihm das Beste vorenthalten würde. Deshalb wollte er selber wie Gott werden.
Das tönt zwar nach Freiheit, selber bestimmen zu können, was Gut und was Böse ist. Doch in Wirklichkeit führt es in die Knechtschaft, in die Knechtschaft der Sünde.
Was ist Sünde? Sünde ist das Brechen des Gesetzes. Ein Verkehrssünder ist einer, der sich nicht an die Verkehrsregeln gehalten hat. In den Augen Gottes ist der ein Sünder, der sich nicht an seine Gesetze, an seine guten Verordnungen gehalten hat.
Wie wir bereits gesehen haben, erleben wir dann die grösste Freiheit, wenn wir in dem leben, wozu uns Gott geschaffen hat. Gott hat uns geschaffen, in Harmonie mit ihm, mit den Mitmenschen und der Schöpfung zu leben.
Sünde, das Übertreten seiner Verordnungen, stört immer diese Harmonie. Sünde führt deshalb nie in die Freiheit, sondern ist ein Freiheitsräuber.
Ein Beispiel ist das Rauchen. Die Werbung lockt mit Bildern von Freiheit und Selbstbestimmung, Mündigkeit. Doch viele Raucher mussten bald einmal feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Rauchen wieder auf zu hören, und sie in eine Abhängigkeit gerutscht sind.
Ein anderes Beispiel ist die sogenannte „Freie Liebe“. Das tönt nach Freiheit und Liebe. Nach beidem sehnen wir uns. Doch, was damit gemeint ist, würde man besser bezeichnen mit „Sex frei von Liebe“ oder „Sex ohne Liebe“ oder „Sex aus Begierde“. Sex ist etwas ganz Wunderbares. Und Gott hat es so eingerichtet, dass durch die sexuelle Vereinigung von einem Mann mit einer Frau eine Verbindung entsteht, die nicht gebrochen werden soll. Die „Freie Liebe“ ist Sex mit wechselnden Sexualpartnern, somit das Gegenteil wozu Sex geschaffen ist. Die Zwangsprostitution ist die wohl schlimmste Auswirkung von diesem „Sex aus Begierde“.
Sünde versklavt immer. Das Halten des vollkommenen Gesetzes Gottes führt in die Freiheit.
Nun, wenn wir ehrlich sind, dann sehen wir uns nun mit einem andern Problem konfrontiert: Wir können es nicht halten, jedenfalls nicht in dieser Volllkommenheit, wie Gott es erwartet. Und deshalb können wir auch die vollkommene Freiheit erleben, zu der Gott uns berufen hat.
Zum Beispiel, wenn uns jemand wütend gemacht hat, können wir uns beherrschen und bringen diese Person nicht gleich um. Aber wie leicht rutscht uns in solchen Situationen ein verachtendes Wort raus.
Jesus lehrt in der Bergpredigt in Matthäus 5,22, dass jeder der einem Mitmenschen als Narr betitelt dem höllischen Feuer verfallen sein wird.
Warum ist Jesus so hart? Warum so eine grosse Strafe nur für ein entwertendes Wort? Wenn wir entwertende Wörter gegenüber einen Mitmenschen aussprechen, dann sprechen wir diesem Menschen den Wert ab. Wir deklarieren ihn als wertlos. Wir drücken aus: „Wenn es Dich nicht mehr gäbe, dann wäre die Welt um nichts ärmer, oder es ginge ihr sogar besser.“ Das ist Mord im Herzen.
Und Gott schaut das Herz an. Für ihn ist ein Mord im Herzen genau so schlimm, wie ein äusserlich ausgeführter Mord.
Auch wir alle haben erfahren, wie entwertende Worte unsere Seele tief verletzen können. Es gibt ein sehr beengendes und verletzendes Gefühl in der Gegenwart von Menschen zu sein, die verächtlich über uns denken.
Wir haben ein Problem. Paulus beschreibt es im Römerbrief so:
Römer 7,19-20:„Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.“
Das ist Unfreiheit, wenn ich tun muss, was ich nicht tun will und nicht tun kann, was ich tun möchte.
Das ist die Macht der Sünde. Unter dieser Macht steht der Mensch seit dem Sündenfall von Adam und Eva. Die Bibel beschreibt diesen Zustand als den alten Menschen, die alte sündhafte Natur oder den fleischlichen Menschen.
Das Gesetz, das Gott gegeben hat, ist zwar gut und vollkommen. Aber es kann uns nicht aus dieser Macht der Sünde befreien. Es kann uns nur aufzeigen, dass wir einen Erlöser oder Befreier brauchen.
Und dieser Erlöser ist Jesus. Er ist nicht nur am Kreuz für uns gestorben, damit uns unsere Schuld genommen werden kann, weil er die Strafe dafür auf sich genommen hat. Durch sein vollbrachtes Werk am Kreuz haben wir die Möglichkeit bekommen, frei zu werden von der Macht der Sünde.
Durch den Glauben an das vollbrachte Werk am Kreuz stirbt unser alter Mensch, der unfähig ist, das Gesetz zu halten, mit Jesus am Kreuz und durch die Kraft des Heiligen Geistes auferstehen wir mit Jesus zu einem neuen Leben in einer neuen Natur, die nicht mehr sündigen kann. Wir sind im Geist wiedergeboren.
Dies kommt in der Taufe zum Ausdruck.
Paulus beschreibt dies in Römer 6,3-6:“Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein; wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so daß wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen.“
Aber warum ist dieses neue Leben oft noch so wenig sichtbar im Leben von Christen?
Jakobus ist dieser Frage nachgegangen und hat eine gute Erklärung gefunden. Er schreibt in Jakobus 1,23-25:“Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wer [nur] Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war. Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser [Mensch], der kein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun.“
Das vollkommene Gesetz der Freiheit ist das Evangelium, die gute Nachricht von dem, was Jesus am Kreuz für uns getan hat, dass wir durch den Glauben an ihn unsere Sünden vergeben worden sind und wir neue Kreaturen geworden sind.
Und dieses vollkommene Gesetz der Freiheit ist wie ein Spiegel, in dem wir sehen, wer wir im Geist sind. Wenn wir aber gleich wieder vergessen, wer wir im Geist sind, dann hat dieses vollkommene Gesetz der Freiheit keine Auswirkung auf unser Leben.
In vielen christlichen Gemeinden ging dieses vollkommene Gesetz der Freiheit vergessen, sodass es nicht einmal mehr am Sonntag gepredigt wird. Und wenn es noch gepredigt wird. So wird es oft am Sonntag gehört und am Montagmorgen ist es bereits wieder vergessen. Und deshalb kann dieses vollkommene Gesetz der Freiheit in solch vergesslichen Hörern keine Auswirkungen zeigen, die in Taten sichtbar werden.
Jakobus beschreibt in Jakobus 2,17 einen solchen Glauben als einen toten Glauben.
Persönlich bin ich zum Glauben gekommen, weil ich Christen begegnet bin, bei denen dieses Leben aus dem vollkommenen Gesetz der Freiheit sichtbar wurde. Sie strahlten Freiheit und Freude aus und lebten in tätiger Nächstenliebe.